Andrés Ramírez Gaviria, "sources," 2009 – 2012.

30 gelatin silver prints, each 27.5 x 21 cm, framed, stroboscopic lamps, DMX controller, sound performance, Variable dimensions.

Ausstellungsansicht, Foto: Michael Goldgruber

 

Andrés Ramírez Gaviria
A Volume, However Small, Will Have an Infinite Number of Planes

 

On the exhibition / english version

 

 

Eröffnung: 25. September 2012, 19 - 22 Uhr

Einführende Worte: Georg Russegger

Performance von Stefan Nemeth und Bernhard Breuer


Ausstellungsdauer: 26.September - 3. November 2012


www.andresramirezgaviria.com

 

 

Biografie

Andrés Ramírez Gaviria

 

Mit hohem Sachverständnis, was Prozesse der Übersetzung und Übertragung betrifft, und aufbauend auf Formen, Figuren und Diskursen aus der Geschichte der Kunst, des Designs und der Technik befasst sich Andrés Ramírez Gavirias Schaffen mit so unterschiedlichen, ja sogar widersprüchlichen Begriffen wie Autonomie und Kommunikation. Durch die Interaktion von Formen und Verbindungen fokussiert Gavirias Werk Elemente der Dissonanz und des Dialogs zwischen der einem permanenten Wandel unterliegenden Perspektive historischer Referenzen und einem empirischen Begriff des Zeitgenössischen.

 

Andrés Ramírez Gaviria (geb. 1975 in Bogotá) lebt und arbeitet in Wien und New York. Seine Werke wurden u. a. ausgestellt im BA – CA Kunstforum, Wien; Kunsthaus Graz, Graz; Kunsthaus Dresden, Dresden; Caribbean Biennial, Santo Domingo; Galeria Vermelho, Sao Paulo; Arte Camara – ArtBo, Bogotá; ARCO International Contemporary Art Fair, Madrid; La Casa Encendida, Madrid; sonambiente, Berlin; und transmediale, Berlin.

 

 

 

Andrés Ramírez Gaviria, "sources," 2009 – 2012.
30 gelatin silver prints, each 27.5 x 21 cm, framed, stroboscopic lamps, DMX controller, sound performance, Variable dimensions.

 

Andrés Ramírez Gaviria, ".0," 2010.
HD video, color, no sound, 5:30 mins.

 

Andrés Ramírez Gaviria, "beyond black," 2010.
Nano-sized grid on glass,168 x 84 cm.

 

Andrés Ramírez Gaviria, "formula," 2010.
Inkjet print on paper 41.5 x 34.5 cm

 

 

 

 

 

 

Zur Ausstellung


Andrés Ramírez Gaviria


A Volume, However Small, Will Have an Infinite Number of Planes

 


In der Ausstellung "A Volume, However Small, Will Have an Infinite Number of Planes" greift Andrés Ramírez Gaviria auf interpretative und performative Aspekte der Naturwissenschaften zurück und spricht im Zuge seiner Auseinandersetzung künstlerische Belange der Autonomie und Kommunikation an. Gezeigt werden die Werke sources, eine Übersetzung von Funksignalen astronomischer Objekte in 30 Bilder und eine Live-Sound-Performance, formula, eine 1919 vom russischen Kunstkritiker Nikolai Punin aufgestellte Formel für den kreativen Schaffensprozess, sowie 0., ein vierminütiges Video, das die Implosion eines Glaskubus dokumentiert.

Im künstlerischen Schaffen von Andrés Ramírez Gaviria werden Formen, Figuren und Diskurse aus der Geschichte der Kunst, des Designs und der Technik durch Prozesse der Übersetzung und Übertragung einem neuen Zweck zugeführt. Vermittels cleverer Manipulationen und verspielter Widersprüche spricht Gaviria Begriffe wie Autonomie und Kommunikation an. Häufig in Zusammenarbeiten mit Technikern und Wissenschaftlern entstanden, manifestiert sein Werk einen immerwährenden Spannungszustand, der sowohl eine seltsame Anziehungskraft als auch eine Hinterfragung seiner Sujets bekundet.

 

Der Titel der Ausstellung, "A Volume, However Small, Will Have an Infinite Number of Planes", ist Edward Kasners und James Newmans Buch Mathematics and the Imagination entnommen; er spielt auf ein Konzept von Form und Inhalt an, auf dem die drei von Gaviria in dieser Ausstellung präsentierten Werke beruhen; sources übersetzt und transformiert Signale von astronomischen Objekten in 30 Bilder und eine Live-Sound-Performance. In der zweidimensionalen Komponente dieser Arbeit bringt der Künstler zwei anhand der Daten derselben Informationsquelle erzeugte Bilder paarweise zusammen, um die durch visuelle Interpretation naturwissenschaftlicher Daten ermöglichte Veränderlichkeit anhand konkreter Beispiele zu demonstrieren. Im akustischen Begleitrahmen treibt der Künstler diese Beziehungen noch weiter.

 

Die aus höchst abstrakten naturwissenschaftlichen Daten erzeugte Musikkomposition wird von dem elektronischen Musiker Stefan Nemeth und dem Perkussionisten Bernhard Breuer live aufgeführt. Sie betont sowohl die Fluidität der Übersetzung von Daten über die Grenzen unterschiedlicher Medien hinweg als auch performative, interpretative und kontextuelle Aspekte der Naturwissenschaft selbst. Auf diese Weise legt Gaviria nahe, dass Bedeutung sogar in der Naturwissenschaft, ganz ähnlich wie in der bildenden Kunst und der Musik, mit höchst performativen und subjektiven Mitteln erzeugt wird. Bedeutung lässt sich somit vermittels einer Gestalt ableiten, in der Daten und deren verschiedenste visuelle und akustische Deutungen – naturwissenschaftliche wie künstlerische (obwohl die Grenzen zwischen diesen verschwimmen können) – ein alternatives Feld aus sich ständig verändernden Instanziierungen und Möglichkeiten erzeugen.

 

S(Pi + Pii + Piii +…Pπ)Y = T ist eine im Sommer 1919 vom russischen Kunstkritiker Nikolai Punin im Rahmen einer Vorlesungsreihe in St. Petersburg mit dem Titel "Pervyi tsikl lektsii" ("Erster Vorlesungszyklus") aufgestellte Formel für den kreativen Schaffensprozess.

Ebenfalls gezeigt wird 0., die Videoaufzeichnung eines versiegelten Glaskubus, dem mit einer Vakuumpumpe Gasmoleküle entzogen werden, bis der unausgesetzt fallende Gasdruck zu einer Implosion führt. Der Kubus wirkt statisch und zweidimensional, bis er plötzlich implodiert, um das temporäre verborgene dreidimensionale Wesen des vordefinierten Bildes zu offenbaren.

In der Extrapolation der Begriffe Reduktion und Unteilbarkeit offenbart sich ein Gefühl der Zeitlichkeit und Räumlichkeit über vordergründige wie auch unerwartete Wirkungen und Emotionen. Zwischen Spannungen gefangen, stellt 0. ein Video dar, das als ebenso reale wie symbolische Zerstörung einer für gewöhnlich mit permanenter Kontrollbesessenheit verbundenen Form auftritt, was aber letztendlich durch den akribisch geplanten Vorgang ebendieser Zerstörung konterkariert wird. Genau in dieser Ahnung von Labilität, wird Repräsentation wie Interpretation dabei gezeigt, wie sie sich ausdehnt und in eine Unendlichkeit der Möglichkeiten und Widersprüche zusammenschrumpft.