AKTSTUDIE MIT HEIZSTRAHLER 2015 40×51 cm, Giclée Print, 2015
CORNELIS VAN ALMSICK 2014 54x37.5 cm, Giclée Print
DER KOCH, DER WIRT UND DER KELLNER 2015, 80x63 cm, Giclée Print
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Margareta Sandhofer
Rita Nowak
The Artist's Studio
Rita Nowak ist nicht nur in der Wiener Szene längst keine Unbekannte mehr. Ihre inszenierte Fotografie erregt allerorts Aufmerksamkeit. Vor allem die Künstlerporträts, in welchen sie die jeweilige Persönlichkeit treffend ins rechte Licht gerückt hat, mit Präzision und hintergründiger Ironie die charakteristische Pose am richtigen Ort einzufangen wusste, sind nicht nur Zeugnis der Kunstszene, sondern auch durch die ihr eigene ästhetische Pointiertheit einprägsame und vielen vertraute Bildnisse. In der aktuellen Ausstellung zeigt Rita Nowak nicht nur ausgewählte Exempel ihrer Porträts, Akteure der heimischen wie der internationalen Kunstwelt: Die Malerin Rita Ackermann im Profil, sodass das Antlitz wie ein Segment eines abstrakten Gemäldes vom scheinbar tiefenlosen Bildgefüge vereinnahmt wird, oder den Kurator Cornelis van Almsick, der sich im leeren finsteren Raum in schwieriger Balance befindet. Luis Gispert, ein Künstlerfreund in New York, posiert neben seiner Skulptur in einer Lage, die das heikle Gleichgewicht der fragilen Skulptur nachzuahmen sucht und unterwirft damit seine Disposition derjenigen seines Werks. Es sind humoristische Bildnisse, deren prekäre Zustände in der ausgewogenen Bildkomposition aufgefangen werden. In Rita Nowaks Konzept im Kunstraum Bernsteiner wird die Reihe der versammelten Porträts neu aufgeladen, denn der Topos inszenierte Fotografie wird kontinuierlich in vielschichtige Zusammenhänge ausgebaut: Rita Nowak verwendet den Ausstellungsraum als Atelier; nicht nur vor der Eröffnung indem sie hier fotografierte, experimentierte und die Resultate präsentiert, sondern auch während der gesamten Ausstellungsdauer. Die entstandenen Fotografien werden konsequent mit neuen Werken ergänzt, umgehängt und eventuell auch abgehängt. Selbst die Ausstellungseröffnung wird als Tableau Vivant in den Focus genommen und fotografisch festgehalten. Das ausstellungswürdige Exponat, das Porträt als perfektes fotografisches Werk, ist inhaltlich expandiert und aus dem Kontext der künstlerischen Praxis nicht herauszulösen. Der Ausstellungsraum ist zugleich Atelier wie Aktionsraum, das Publikum hat sich Rita Nowak als Modell angeeignet. Die Kategorien von Modell und Rezipient werden aufgehoben, so wie schon im Werk Beobachten vom beobachtenden Beobachter die Rollen von Modell und Künstler sich gegenseitig spiegeln: Der Maler malt den posierenden Akt, ist selbst das Objekt im Fokus und die Fotografin im Spiegel ist nicht nur Selbstporträt, sondern in erster Linie sich selbst Modell und somit als Motiv den anderen Protagonisten gleichgestellt. Rita Nowak intensiviert die Situation durch den Umstand, dass sämtliche Personen nackt sind. Das historische Klischee von Maler und Modell als das femininer Schönheit und überlegenem männlichen Maler ist korrumpiert und weitergesponnen, außerdem ruht hier die Regie im weiblichen Blick auf den zweifach posierenden Männern. Die Referenzen an die Kunstgeschichte sind feinsinnig und mit Bedacht, aber evident eingesetzt. Indem dieses Werk eingebunden wird in einen Raum, in dem Repräsentation von Kunst und Prozessualität von Kunst gleichgeschalten sind, tritt seine Tragweite aus dem Bildrahmen heraus und überträgt sich unmittelbar auf das Geschehen im Raum. Das fotografische Werk zeigt nicht nur das Bild im Bild, es wird wie das Eröffnungspublikum zum Bildgegenstand und der Ausstellungsraum zum Bildraum, der ja auch als solcher in einer Fotografie festgehalten sein wird. Es ist ein spielerischer, allerdings ziemlich doppelbödiger Umgang mit Hierarchien, Kategorien und Realitäten, den Rita Nowak hier treibt, subtil, lustvoll und mit einer gut dosierten Portion Humor.
Margareta Sandhofer
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