Sofia Goscinski: head in the closet, Installationsansicht, Foto: Michael Goldgruber

 

Sofia Goscinski head in the closet

 

 

Ausstellungsdauer: 23. 3. - 8. 5. 2011

 

Eröffnung: Dienstag 22. März 2011 19-22 Uhr

Einführende Worte: Angela Stief, Kuratorin Kunsthalle Wien

 
Biografie

 

Geboren 1979 in Wien
1999-2005 Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien
2004 Erasmusstipendium an der Villa Arson, Hochschule für Kunst, Nizza, Frankreich
2009 Stipendium an der Mountain School of Arts, Los Angeles, USA


Einzelausstellungen
2011 head in the closet, Kunstraum Bernsteiner, Wien
2010 Play Human Needs, Projekt im öffentlichen Raum Wien, gefördert von KÖR
2010 Disorders, Photo Wall, Kunsthalle Wien, kuratiert von Angela Stief
2010 Rejection, V.esch, Wien
2009 FREE DIRT, Galerie habres+partner, Wien
2008 Play Human Needs, VIDEOTANK, Kunst im öffentlichen Raum, Zürich, kuratiert von Nadja Baldini
2007 Oil, Galerie Visual Drugs, Zürich
2007 insane busy, Artothek, Zürich
2007 Solitude, Galerie habres+partner, Wien
2006 Liberty, diemonopol, Innsbruck
2005 X, Galerie habres+partner, Wien


Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
2010 Les Compétences Invisibles, Maison Pop, Montreuil, Frankreich, kuratiert von Florence Ostende
2008 VIENNABIENNALE 08, Wien
2007 9th International Womens Art Festival, Le Pont Gallery, Aleppo, Syria, kuratiert von Issa Touma
2007 THE ART OF FAILURE, Kunsthaus Baselland, Basel/Muttenz, CH, kuratiert von Sabine Schaschl, Claudia Spinelli
2007 Media Forum, Moskau, RU, kuratiert von Constantin Bohorow

 

 

 

 

Antisocial Personality Disorder
aus der Serie Disorders
Grösse: 25x17 cm
Technik: Tusche, Lack auf Holz, geritzt
Jahr: 2008

 

Topanga Dogs
aus der Los Angeles Serie
Grösse: 166x125cm
Technik: C-Print kaschiert auf Spannplatte
Jahr: 2009


 

2006 Das öffnen und schliessen des Mundes, Galerie Julius Hummel, Wien
2006 Eva Schlegel and Company, Galerie 422, Gmunden, kuratiert von Eva Schlegel
2006 Eisler Award 2006, Nominierungen, BA-CA Kunstforum Tresor, Wien
2006 heute kein evidenzproblem, WestLicht Schauplatz für Fotografie, Wien, kuratiert von Eva Schlegel
2005 IV. Novosibirsk International Biennial of Contemporary Graphic Art,
Novosibirsk State Art Museum, RU, kuratiert von Hans Knoll
2005 Walter Koschatzky Kunstpreis, Nominierungen, MUMOK, Hofstallungen, Wien (Ankauf)
2005 I can see clearly know, Galerie Krinzinger Projekte, Wien
2003 Zurich, Galerie Gabriele Senn, Wien
2003 please wear clothes 1:2, Forum Stadtpark, Graz, kuratiert von Karin Pernegger
2002 BOXENSTOP - MAK NITE, MAK, Wien
2002 endlich sechs und 20, junge österr. Foto- und Videokunst, WestLicht Schauplatz für Fotografie, Wien, kuratiert von Eva Schlegel
2001 reiz.ende, Galerie Julius Hummel, Wien
2000 Young Art 2000, Dorotheum, Wien
2000 DOM, Moskau, RU (guest of Viennese Lounge)


Publikationen
An invention of Allan Kaprow for the moment, Kunsthalle Bern, Verlag Stämp! i 2009
The Art of Failure, Kunsthaus Baselland, Verlag Christoph Merian 2009 (Katalog)
Nb.4 novosibirsk graphic art biennial, Novosibirsk State Art Museum,
Verlag Voyage 2005 (Katalog)


www.sofiagoscinski.org

 

 

 

 

 

 

 

Titel: Skizze für head in the closet
Grösse: 29x21cm
Technik: Inkjet Print und Edding auf Papier
Jahr: (Skizze) 2007

 

 

"I love you"
Videoinstallation mit Ton
2011

 

"head in the closet"
2011

 

 

Zur Ausstellung

 

head in the closet

     

 

Der kunstraum BERNSTEINER zeigt in der Ausstellung head in the closet drei medial sehr
unterschiedlich gestaltete Arbeiten der Künstlerin Sofia Goscinski: Im großen Ausstellungsraum ist die Text- und Bildinstallation XXX zu sehen, die sich mit der Begriffswelt der Pornografie und ihren Wirkungsweisen auseinandersetzt. Die zweite, titelgebende Installation head in the closet ist eine auf Interaktion ausgelegte Rauminstallation aus zwei Toilettenschüsseln, die die BesucherInnen zur „Benützung“ einlädt.


Erstmals seit der Eröffnung des kunstraum BERNSTEINER wird auch ein gegenüberliegender
Raum im Hofensemble der früheren Werkstatt bespielt. In der aus drei Teilen bestehenden
Videoarbeit I love you spricht eine Person (Sofia Goscinski) die drei Wörter „I love you“ in einer Art Endlosschleife aus, sodass diese sich nach und nach zerlegen und der Sinn des Satzes dekonstruiert wird.


Sofia Goscinski beschäftigt sich mit Erfahrungswirklichkeiten und mentalen Grenzsituationen,
die ihr als formale und inhaltliche Experimentierfelder dienen. Goscinski arbeitet in verschiedensten künstlerischen Medien, von Grafik, Text, Video, Foto bis hin zu Installationen und Performances. Zuletzt waren Arbeiten auf Fotopapier unter dem Titel disorders, in der sie mentale Störungen thematisiert, in der Kunsthalle Wien zu sehen, sowie die Rauminstallation Rejection im Ve.Sch, die sie am Eröffnungsabend mit einer Performance bespielte.

 

In Sofia Goscinskis Videoarbeit „I love you“ wird das Gesicht der Künstlerin auf drei Screens projiziert. Der Satz „I love you“ wird zerlegt. In drei Teile. Jedes einzelne Wort wird wiederholt bis der Mund trocken ist, die Zunge nicht mehr mitspielt, bis die Worte sich nur mehr mit Mühe artikulieren lassen,  kaum mehr verständlich sind, die Schmerzgrenze erreicht ist.
Ohne Peripetie wird schließlich ein Wort nach dem anderen weggelassen, wird das unvermeidliche Verstummen angesteuert. Es entsteht der Eindruck von Unentrinnbarkeit, ein Sog der einen mitnimmt - mit einer Kraft der man sich nicht entziehen kann und die einem die Luft zum Atmen nimmt. Hier wird wie beiläufig, durch das Gefühl der Fragilität attackiert und einem auf den Leib gerückt, die Substanz berührt.  Das Unbehagen wächst von Sekunde zu Sekunde, wie bei dem von Freud beschriebenen Phänomen des Unheimlichen, lassen einen hier die eigentlich so vertrauten und heimlichen Worte „I love you“, erschauern. Es herrscht doch das Schmerzhafte, These und Korrektiv.
Das irritierende Moment ist groß, die scheinbare Intimität täuscht, was man zu fassen glaubt entzieht sich einem letzten Endes doch und hinterher bleibt eine verunsichernde Leere.
An die Grenze zwischen Vertrautem und Verwandeltem führt auch „head in the closet“. Zwei Klomuscheln, sitzt man auf der Einen, hat man den Kopf in der Zweiten, die verkehrt darüber an der Wand hängt. Rückzug, ein Absorbieren, ein Verschwinden… doch ein Sich-Einrichten ist nicht möglich. Das Gefühl oszilliert zwischen Komik und Ekel. Hermetisch abgeschlossen, mit dem Kopf in der Klomuschel, obwohl man doch aufrecht sitzt. Das Denken könnte eigentlich aufhören, man glaubt sich am Ort der Unkenntnis, einem Nicht-Ort,  wartet  auf die Auslöschung. Aber auch diesem Gefühl ist nicht zu trauen, man ist außerhalb der Eindeutigkeiten und  doch nur auf sich selbst zurückgeworfen.
„XXX“ besteht aus 375 gleichgroßen Spiegeln, die nebeneinander angebracht eine große Fläche bilden. In jeden Spiegel ist ein Wort, entnommen Beschreibungen von Pornoseiten aus dem Internet, eingraviert. Lesbar sind die Worte erst wenn man nahe herantritt, es kommt zu einer semantischen Überlagerung, ein doppelter Boden, denn in den Spiegeln sieht man dabei auch das eigene gebrochene Spiegelbild. Der Körper zerfällt in Fragmente, bildet verzerrt wieder ein Ganzes. 
Klinisch, steril erscheinen die Begriffe, herausgelöst aus dem Kontext des Obszönen und in eine strenge, Klarheit schaffende Form gebracht. Die Präsenz des Bildlichen in der Pornografie ist hier nicht existent, die Anwesenheit der Bilder ist durch ihre Abwesenheit dargestellt.
Die Begriffe suggerieren nicht so sehr Konsumation der Leiber oder exponierte Körper, sondern eher eine schier unglaubliche Vielzahl an Sexpraktiken und Fetische des Menschen.

 

Kunst wider die Harmlosigkeit.

 

Gisela Håkanson