Erwin Bohatsch

Erwin Bohatsch, anderswo, Ausstellungsansicht, Foto: Michael Goldgruber

Erwin Bohatsch anderswo

 

 

 

Eröffnung: Freitag, 27. September 2013, 19 - 22 Uhr

Einführende Worte: Günther Holler-Schuster (Neue Galerie, Universalmuseum Joanneum)

 

Ausstellungsdauer: 28. September bis 3. November 2013

Öffnungszeiten: Mi - Fr, 16 - 19 Uhr

sowie nach telefonischer Vereinbarung unter Tel: 0043 699 10091701

 

Erwin Bohatsch

Erwin Bohatsch:

o.T. / 06. 2010 / 70 x 55 cm
Öl, Acryl auf Leinwand

 

 

Erwin Bohatsch

Erwin Bohatsch:

o.T. / 01.2011 / 116 x 220 cm
Foto (Sepp Neuhauser) überarbeitet

 

 

Erwin Bohatsch

Erwin Bohatsch:

o.T. / 01.2010 / 170 x 189 cm
Foto (Sepp Neuhauser) überarbeitet

 

 

Erwin Bohatsch

Erwin Bohatsch:

o.T. / 03. 2010 / 70 x 55 cm
Öl, Acryl auf Leinwand

 

 

 

Erwin Bohatsch anderswo

 

Erwin Bohatsch hat als Maler sehr schnell einen Weg eingeschlagen, der aus der Tradition der "Neuen Malerei" der 1980er Jahre heraus führte. Seine konzeptuell-analytische Vorgangsweise innerhalb der abstrakten Malerei ließ ihn zu einem der radikalsten Vertreter innerhalb dieses Mediums hierzulande werden. Waren es in seinen jüngsten Bildern vor allem Grenzbereiche der Malerei, die durch äußerste Reduktion der malerischen Mittel hervorgerufen wurden, so ist es jetzt die Fotografie, die in den künstlerischen Prozess eingebunden wird.

 

Angeregt durch die Fotos des Sammlers und Fotografen Josef Neuhauser, entstanden Experimente, die die Beziehung der beiden Medien untersuchen. Diese zielen dabei nicht auf die Motivsuche der Malerei innerhalb der technischen Bilder, wie sie im Zusammenhang mit einer medienreflexiven Malerei schon seit geraumer Zeit besteht. Vielmehr reagiert hier der Maler direkt auf das fotografische Bild.

 

Die großformatigen Schwarzweißfotos werden dabei zur Malfläche, auf die Bohatsch die Farbsubstanz (meist Schwarz) aufbringt. Der abstrakte Maler akzeptiert in dem Moment eine vorgegebene Bildstruktur, die von ihm nicht in Bezug auf narrative Lesbarkeit weiter bearbeitet wird, sondern es geht von formalen Überlegungen aus. Die beiden Medien werden dabei in ihrer jeweiligen Existenz weitestgehend ausgelöscht bzw. transformieren sich zu einer neuen Bildrealität. Genauso wie die nichtgrundierte Leinwand von Bohatsch oft als Farbakzent eingesetzt wird und damit einen wesentlichen Anteil an der Gestaltung hat, verwendet er hier das Foto mit seinen schwarzweissen Strukturen als gleichsam aktiven Malgrund. Die malerischen Anteile wirken, ähnlich wie in Bohatschs Gemälden, oft beiläufig und erwecken den Eindruck des Nebenproduktes. Ein Arbeitsprozess mit Schablonen scheint hier zugrunde zu liegen, der Spuren nicht mehr vorhandener Bilder hinterlassen hat. Die Farbsubstanz, die man durchaus mit den chemischen Flüssigkeiten der Fotografie auf dem lichtempfindlichen Fotopapier in Verbindung bringen kann, erzeugt einen weiteren integrativen Vorgang, der die beiden Medien zusammenführt.

 

Es ist der jeweilige kulturelle Kontext der beiden Medien, der den Betrachter sowohl Fotografie als auch Malerei erkennen lässt. Beide Medien werden in dieser Betrachtung zur eigenen Erinnerung.

Die Erkenntnis, dass hinter bzw. unter jedem Bild schon ein anders Bild davor existiert, hat die gegenständliche Malerei der letzten Jahrzehnte weitestgehend bestimmt. Angewandt auf die abstrakte Malerei muss man – zumindest dem Auge des Betrachters folgend – erkennen, dass es den grundsätzlichen Wunsch gibt, im Abstrakten Lesbares zu finden. In Bohatschs übermalten Fotografien bleiben die lesbaren Elemente soweit erkennbar, dass sie genau diesen Prozess unterstützen. Erst beim zweiten Blick werden in diesen Bildern Wolkenformationen, Landschaftszüge oder Architekturteile erkennbar. Sie sind Reste einer früheren Realität, die gleichsam ungültig gemacht wurde.

 

Zwei Medien, die jeweils Prominenz in Bezug auf das Bild im Allgemeinen beanspruchen, werden hier zu einer Symbiose vereint, die dem jeweils anderen neue Möglichkeiten eröffnet. Bohatschs Vorgehen auf der Malfläche – egal ob auf der Leinwand, oder wie hier, auf bereits bestehenden Bildern – folgt keiner emotionalen Gestik, sondern sie ist exaktes formales Kalkül. Dieses Vorgehen ist in jedem Fall konzeptuell, aber gleichzeitig in hohem Maße sinnlich erfassbar.

Somit werden in Erwin Bohatschs Ausstellung "anderswo" im Kunstraum BERNSTEINER nicht nur Fotoarbeiten zu sehen sein, sondern auch seine Gemälde werden als Referenz vorkommen.
Das Hauptinteresse gilt diesmal jedoch den überarbeiteten Fotos, die noch kaum gezeigt wurden und somit eine tatsächliche Überraschung im Werk von Erwin Bohatsch darstellen.

 

Günther Holler-Schuster

 

 

Biografie

Erwin Bohatsch, geboren 1951 in Mürzzuschlag, lebt in Wien, seit 2005 hält er eine Professur für Abstrakte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Wien.1983 wurde ihm der Otto Mauer Preis verliehen, 1996 der Preis der Stadt Wien, 1984/85 erhielt er das DAAD Stipendium für Berlin.